PEOPLE STORY: UNSERE PARTNER IM INTERVIEW

KATHRIN & PAULUS, DEUTSCHLAND

Unsere Rhönwolle ist eine deutsche Erfolgsgeschichte: Schon seit über 20 Jahren verarbeiten wir die regionale Wolle ungefärbt. Damals eine mutige Innovation, ist sie längst ein hessnatur Klassiker. Dass wir so den Bestand der Rhönschafe sichern konnten, verdanken wir Menschen wie Paulus. Weil er die Wolle in Bayern so naturbelassen wie möglich verarbeitet. Und unserer Designerin Kathrin, die der robusten Wolle jede Saison neue Aktualität schenkt. Was die beiden daran so begeistert? Verraten sie hier. 

UNSERE RHÖNWOLLE: BEITRAG ZUM ARTENSCHUTZ.

Wer etwas bewegen will, braucht starke Verbündete: Genau das erzählen auch unsere Produkte aus Rhönwolle. Denn in den 90er Jahren war das Rhönschaf vom Aussterben bedroht – weil niemand die robuste Wolle verwenden konnte. Um dies zu verhindern und die regionale Wirtschaft zu beleben, haben wir 2001 gemeinsam mit anderen Akteuren unser Rhönwollprojekt gestartet – und so den Erhalt der Rhönschafe gesichert.  

„Es ist unsere Strategie, bewusst regionale Partner zu unterstützen und mit ihnen immer neue Naturmaterialien zu entwickeln.“ Mohamed, Corporate Social Sustainability hessnatur

Seitdem erfinden wir immer neue Verarbeitungsmöglichkeiten für die kostbare, ungefärbte Wolle. Dabei wählen wir unsere Lieferanten nicht nach dem Preis, sondern setzen ganz bewusst auf regionale Partner, um die heimische Industrie zu stärken. Wie Paulus, Geschäftsführer des Familienunternehmens, das die Rhönwolle in Deutschland zu Stoffen webt. Sein Betrieb zählt zu unseren langjährigsten Partnern überhaupt – weshalb es höchste Zeit ist, dass wir ihn euch in einem Interview vorstellen. Ergänzend dazu haben wir mit unserer Designerin Kathrin gesprochen, die unter anderem unsere Damenjacken aus Rhönwolle entwirft. Wie haben unsere Standards sogar die traditionell sehr umweltfreundliche Wollverarbeitung noch ökologischer gemacht? Und aus wie vielen unterschiedlichen Wollsorten wird das neue Schattenkaro gewebt? Das haben sie uns hier erzählt. 

PAULUS: UNSER PARTNER SEIT 21 JAHREN

„Auch als alle ihre Wolle wieder gefärbt haben, habt ihr gesagt: ,Die Rhönwolle ist so ein spezielles Produkt, die lassen wir naturbelassen und ungefärbt.‘ “ Paulus, Rhönwollexperte

Man muss ihn nur kurz sprechen hören, um zu merken, wie sehr sich Paulus mit seiner Firma identifiziert. In der 11. Generation leitet er ein Familienunternehmen mit 140 Mitarbeiter:innen im Nordosten Bayerns. 1644 gegründet, ist es der älteste Tuchhersteller Deutschlands. Und das, obwohl die meisten Textilunternehmen in Deutschland seit den 1960er Jahren wegen der starken Konkurrenz aus Fernost aufgeben mussten. 

Paulus macht kein Geheimnis daraus, wie ernst er seine soziale Verantwortung für sein Team nimmt – und dass es wiederholt kritische Zeiten gab. Umso zufriedener ist er, immer wieder Partner für hochwertige Wollstoffe gefunden zu haben. Dass eine Partnerschaft dabei so kontinuierlich verläuft wie mit uns, macht uns beide froh und ein bisschen stolz. Denn schon seit dem ersten Tag unseres Rhönwollprojekts ist Paulus unser zuverlässiger Ansprechpartner von der Beschaffung der Schurwolle bis zum fertigen Stoff.

  • Paulus, was gefällt dir an deiner Arbeit am meisten?

    Dass sie brutal vielseitig ist, ich bin nirgends ein Superspezialist, muss aber überall einen Überblick haben. Ich habe alles von der Pike auf gelernt, am Produkt kenne ich mich ganz gut aus und kann die Qualität gut beurteilen. Ich könnte mir nicht vorstellen, immer am PC zu sitzen. Meist bin ich nicht in meinem Büro, sondern überall anders. Das ist es, was mir Freude macht. 

  • Seit wann arbeitest Du mit hessnatur und warum?

    Angefangen hat unsere Zusammenarbeit 2001 mit dem Start des Rhönwollprojekts. Ihr hattet immer einen hohen Anspruch und wir können ihn erfüllen. Wir passen vom Produkt, von der Größe und auch von der Philosophie gut zusammen. Auch davor haben wir Wolle schon immer sehr naturbelassen verarbeitet – ihr wart unter den ersten, die das erkannt haben.  

  • Was hast Du mit hessnatur anders erlebt?

    Was ich an euch wirklich schätze ist die Kontinuität. Zu einer Partnerschaft gehören zwei, die sich auf Augenhöhe treffen. Seit über 20 Jahren kontinuierlich für euch arbeiten zu dürfen, macht mich stolz. Ihr sucht mit uns zusammen nach Lösungen und habt auch Verständnis, wenn etwas nicht machbar ist. Natürlich gibt es mal ein Problem oder einen Engpass. Aber es gibt nicht so ein Gefälle, bei dem der Lieferant unten steht. 

    Natürlich seid ihr DER Vorreiter im ökologischen Bereich. Bei uns gab es dadurch nicht so viele Veränderungen. Aber auch uns habt ihr weitergebracht – zum Beispiel bei der Wahl des Waschmittels, das heute zu 100% abbaubar sein muss. Unsere Zusammenarbeit fordert uns heraus, immer das Richtige und das Beste zu machen.  

NATURPRODUKT RHÖNWOLLE

      • Aus artgerechter Tierhaltung nach hohen hessnatur Standards
      • Verarbeitung komplett ungefärbt und ohne bedenkliche Zusätze
      • Schmutzabweisend durch den hohen Gehalt an Wollfett (Lanolin)

  • Unser gemeinsames Rhönwollprojekt läuft jetzt schon seit 21 Jahren – was macht es einzigartig?

    Natürlich zuerst, dass es ein deutsches Projekt ist: Deutsche Schurwolle wird in Deutschland zu einer textilen Fläche verarbeitet. Nur die Wäsche geschieht in Belgien, weil es in Deutschland keine Wäscherei für Wolle mehr gibt. 

    Noch dazu verarbeiten wir die Wolle für euch von Anfang an ungefärbt. So lange haben sich diese Produkte gehalten und sind erfolgreich – das ist in unserer schnelllebigen Zeit sehr ungewöhnlich. Ungefärbte Materialien zu verwenden war schon vor 20 Jahren ein Hype im Naturtextilbereich. Der war dann vorbei und alle wollten Farbe haben – außer ihr. Ihr habt gesagt: Das ist so ein spezielles Produkt, das lassen wir naturbelassen und ungefärbt. Bei euch hat sich das wie ein roter Faden durchgezogen.  

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  • Von der Beschaffung der Wolle bis zum fertigen Stoff – was ist der Weg der Rhönwolle, bevor daraus ein fertiger Stoff entsteht?

    Zuerst wird die Wolle von Wollhändlern gekauft, die zu den einzelnen Bauernhöfen fahren. Das sind kleine Farmen mit manchmal nur 20 Schafen, bei denen die Tierhaltung sehr naturnah erfolgt. Ein wichtiges Einkommen für die Schäfer sind Prämien, die sie für den Einsatz der Schafe in der Landschaftspflege bekommen, der Wollverkauf allein genügt nicht.

    Nachdem die Wolle eingesammelt ist, schicken wir sie zum Waschen nach Belgien. Das dabei verwendete Waschmittel ist fast die einzige Zutat, mit der die Wolle behandelt wird. Anschließend kommt sie in unsere Spinnerei. Dort wird als zweite und letzte Zutat eine fetthaltige Emulsion eingesetzt. Die ist notwendig, damit die Fasern sich beim Spinnen überhaupt zu einem Faden drehen lassen. Danach kommt beim Walken nur noch einmal ein Waschmittel zum Einsatz, um die Emulsion auszuwaschen. Alles andere erfolgt rein mechanisch: Das Gewebe wird verfilzt, geraut, abgeschert und gedämpft.  

  • Stimmt es, dass die Nachfrage nach regionaler Schurwolle wieder wächst?

    Inzwischen ist es sehr gefragt, möglichst nachhaltig regionale Wolle zu verarbeiten, die vorher weggeschmissen wurde. Wir merken das, durch die kurzen Wege in unserer Produktion haben wir einen gewissen Zulauf. Die Wolle aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist rustikaler, dafür auch strapazierfähiger. Im Moment hat Wolle aus dem deutschsprachigen Raum auf jeden Fall eine Renaissance und ist wieder mehr gefragt. 

  • Was bedeutet für dich Nachhaltigkeit?

    Nachhaltig ist für mich, dass wir unseren Betrieb in der 11. Generation fortführen und persönliche Belange dafür in den Hintergrund stellen. Weil wir eine soziale Verantwortung haben. Aber auch Schurwolle als Material an sich ist nachhaltig, weil sie nachwächst und so naturbelassen verarbeitet werden kann.  

  • Wenn Du eine Auszeit in der Natur brauchst – was machst Du draußen am liebsten?

    Ich jogge drei- oder viermal pro Woche eine Runde durch den Wald, direkt vom Betrieb aus. Das brauche ich für den Stressabbau und um gedanklich den Tag vorzubereiten. Fahrradfahren geht bei Schmuddelwetter nicht – laufen schon. Ob bei 5 Grad minus oder Nieselregen, laufen geht immer. 

  • Was kann man bei euch in der Oberpfalz entdecken?

    Unsere Region ist sehr schwach besiedelt und naturbelassen. Es gibt Erhebungen bis zu 1000 Metern und viele sanfte Hügel. Das Besondere ist: Wir sind das Land der tausend Teiche. Allein rund um Tirschenreuth gibt es 4000 Teiche, in denen Fische gezüchtet werden. Das ist eine Kulturlandschaft, die über Jahrhunderte gewachsen ist. Man kann hier Rad fahren, wandern und entspannen. Ein Besuch lohnt sich immer! 

KATHRIN: DESIGNERIN BEI HESSNATUR.

Jeans, Kleider, Jacken – Kathrin ist bei uns die Designerin, die alle Damenmodelle aus gewebten Stoffen entwickelt. So wie die Jacken, Mäntel und Capes aus unserer Rhönwolle, die fest zu unserem Sortiment gehören. Die Herausforderung ist groß: Weil es darum geht, gleichzeitig den authentischen Charakter dieses einzigartigen Materials zu bewahren. Und die neuen Styles trotzdem immer wieder zu modernisieren. In diesem Gespräch verrät uns Kathrin, was sie an der Arbeit mit unserer Rhönwolle fasziniert. 

„Rhönwolle ist ein Heritage Material, die wir schon sehr lange verarbeiten. Darum ist es uns wichtig, sie immer wieder zu modernisieren.“ Kathrin, Designerin für Damenmode bei hessnatur
  • Was macht unsere Rhönwolle für dich einzigartig?

    Dass sie ungefärbt ist und sich so gut anfühlt. Obwohl ich da empfindlich bin, finde ich diese Wolle sehr angenehm auf der Haut. Und natürlich, dass sie so rein verarbeitet wird, nicht gemischt mit anderen (Kunst-)fasern. Außerdem ist sie komplett konsequent, von der artgerechten Tierhaltung über die ökologische Verarbeitung bis zu den Knöpfen aus Naturmaterialien wie Horn oder Steinnuss. 

  • Durch die Naturbelassenheit hat unsere Rhönwolle einen hohen Gehalt an Wollfett, was bedeutet das?

    Zum Beispiel, dass sie von Natur aus wasser- und schmutzabweisend ist und Flecken sich ganz einfach mit einem Lappen abwaschen lassen – Schafe duschen ja auch im Regen! Um die natürliche Ölschicht auf den Fasern zu erhalten, verarbeiten wir unsere Schurwolle ohne Chemie.  

  • Wie entsteht dabei der überraschend weiche Charakter unserer Rhönjacken?

    Erst wird die Rhönwolle von Paulus‘ Team gesponnen und gewebt. Danach wird die Oberfläche mit Bürsten leicht angeraut, was sie so weich und fluffig macht.

  • Was ist Dein Lieblingsteil mit Rhönwolle?

    Eindeutig das Cape im Schattenkaro, das komplett aus ungefärbter Schurwolle entsteht. Weil es zeigt, wie modern unsere Schurwolle ist. Es hat eine feminine Lässigkeit und ist gut kombinierbar. 

  • Apropos Schattenkaro – weshalb ist unsere Rhönwolle jetzt sogar kariert?

    Wir versuchen ständig, uns weiterzuentwickeln. Die Rhönwolle gehört zu unseren Heritage Materialien, die wir schon sehr lange in unserer Kollektion verarbeiten. Darum ist es uns total wichtig, sie immer wieder zu modernisieren. Daher kam die Idee, den aktuellen Trend des Check-Musters aus ungefärbter Schurwolle zu designen. Dafür verwenden wir Schurwolle in verschiedenen Naturfarben und verarbeiten sie im Mix mit unserer Rhönwolle. Dabei ist dieses Shadow-Check entstanden, mit leicht verlaufenen Konturen, die durch das Aufrauen noch weicher werden.

Wir hoffen, ihr habt Dinge über unsere Rhönwolle erfahren, die euch vorher noch nicht bekannt haben. Gibt es noch andere Fragen, die wir euch beantworten können? Dann schreibt uns gern hier in den Kommentaren. 

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