hessnatur CSR

Fair Wear Foundation prüft hessnatur

Fazit: Wir haben uns verbessert

2005 sind wir als erstes deutsches Unternehmen der Fair Wear Foundation beigetreten. Darum warten wir jedes Jahr gespannt auf den Brand Performance Check. Denn mit dieser Prüfung macht die Organisation messbar, wie gut es den Mitgliedsunternehmen gelingt, Arbeitsbedingungen in Produktionsbetrieben zu verbessern. Der neue Prüfbericht von 2016 ist jetzt online – und zeigt deutlich, was wir im letzten Jahr erreicht haben.

Bereits im Brand Performance Check von 2015 hat hessnatur die höchste Auszeichnung der Fair Wear Foundation (FWF), den Leader Status, erhalten. Trotzdem ist es uns gelungen, unser Ergebnis 2016 nochmals zu verbessern – von 75% auf 85% der möglichen Gesamtpunktzahl! Wie sich diese zusammensetzt, könnt ihr auf den abgebildeten Grafiken erkennen: Für insgesamt sieben Kategorien wurden nach eingehender Prüfung Punkte vergeben, deren Summe das Ergebnis bildet. Zusätzlich hat die FWF jedes bewertete Mitgliedsunternehmen in eine Leistungskategorie eingestuft. Leider haben wir im aktuellen Check nur die zweitbeste Auszeichnung Good erhalten – woran das liegt, möchten wir euch hier erklären.

Hessnatur im Brand Performance Check: 

Brand Performance Check
Ergebnis 2015 – 75 % der Gesamtpunktzahl und Leader.
Brand Performance Check
Ergebnis 2016 – 85% der Gesamtpunktzahl und Good.

Das kontrolliert der Brand Performance Check.

Damit Arbeitsbedingungen als sozial fair gelten, müssen sehr viele Kriterien erfüllt sein – hierfür übernehmen wir gemeinsam mit unseren Produktionsbetrieben die Verantwortung. Die FWF prüft anhand verschiedener Kriterien, ob die Mitgliedsunternehmen ihre Produzenten bei der Umsetzung der Arbeitnehmerrechte unterstützen.

Basis für die Bewertung sind die acht Kernarbeitsnormen, die ihr auch  hier auf unserer Homepage findet – weil sie für uns selbstverständliche Grundlage unserer Arbeit sind. Da die im Brand Performance Check verglichenen Mitglieder der FWF sehr unterschiedlich strukturiert sind – manche arbeiten z.B. nur mit einer Handvoll Lieferanten, andere wie hessnatur mit sehr vielen verschiedenen – ist es nicht leicht Kriterien zu definieren, die allen Unternehmen gleich gerecht werden. Dadurch kommt es vor, dass einzelne Kriterien bzw. ihre Gewichtung von einem Berichtsjahr zum anderen geändert werden – weil die FWF kontinuierlich daran arbeitet, die Bewertung noch fairer zu gestalten.

Bio-Baumwolle

Die hessnatur Sozialstandards:

  • Recht auf freie Arbeitswahl
  • Verbot von Diskriminierung am Arbeitsplatz
  • Keine Ausbeutung durch Kinderarbeit
  • Vereinigungsfreiheit
  • Zahlung existenzsichernder Löhne
  • Angemessene Arbeitszeiten
  • Sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen
  • Recht auf ein vertraglich geregeltes Arbeitsverhältnis

Für uns sind alle Lieferanten Partner.

Ivana, arbeitet seit 23 Jahren bei einem kroatischen Partner
Brand Performance Check
Christoph, Jeanswäscher in Polen

Von der Babysocke bis zur Bio-Bettwäsche – um ein so vielfältiges Sortiment nachhaltiger Textilien anbieten zu können, arbeiten wir mit ganz vielen verschiedenen Partnern zusammen. Im letzten Geschäftsjahr waren das insgesamt 138 Produktionsbetriebe in 28 Ländern. Alle diese Unternehmen zu begleiten bedeutet natürlich sehr viel Arbeit – aber auch, dass wir mit unseren hohen Ansprüchen an eine sozial faire und ökologische Produktion in vielen Teilen der Welt gleichzeitig etwas zum Besseren verändern können.

Besonders stolz sind wir übrigens darauf, dass wir aktuell mit 78 Partnern aus europäischen Ländern zusammenarbeiten – und dass Deutschland und Litauen gemessen am Einkaufsvolumen zu unseren wichtigsten Produktionsländern gehören. Denn das unterscheidet uns von den meisten anderen Modemarken, die fast ausschließlich in Asien produzieren. Genau wie die Tatsache, dass wir schon vor der ersten Bestellung ganz genau prüfen, ob der Betrieb unsere hohen Anforderungen erfüllt. Denn unser Interesse ist es, langjährige Vertrauensverhältnisse aufzubauen – weshalb wir mit über 66% unserer Zulieferer schon seit mehr als fünf Jahren zusammenarbeiten!

"Um menschliche Arbeitsbedingungen in der textilen Kette sicherstellen zu können, hat hessnatur ein Monitoringsystem entwickelt, das auf der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten basiert.“ Kristin Heckmann, Leiterin Corporate Responsibility

Jede Beschwerde wird geprüft.

Brand Performance Check Das FWF Worker Infosheet mit der Beschwerdehotline bei einem tunesischen Partner

Ein wichtiges Werkzeug für bessere Arbeiterrechte ist unser zusammen mit der FWF eingerichtetes Beschwerdesystem, an dem sich alle unsere Partner beteiligen müssen. Dabei werden in jedem Betrieb Telefonnummern oder E-Mailadressen ausgehängt, unter denen die Arbeiter ganz anonym Probleme melden können. Über diesen Weg sind auch 2016 mehrere Beschwerden bei uns eingegangen.

Jeder dieser Fälle wurde detailliert geprüft und führte meist zu einem Besuch vor Ort, bei dem unser Team gemeinsam mit allen Beteiligten die Situation analysiert und gegebenenfalls konkrete Maßnahmen zur Beseitigung der Probleme entwickelt hat. Folgendes sind Beispiele für Beschwerden, die wir 2016 erfolgreich klären konnten – und die zu unserer guten Bewertung im Brand Performance Check beigetragen haben.

  • Den Arbeitern eines insolventen türkischen Produzenten haben wir durch Geldzahlungen und rechtliche Unterstützung dabei geholfen, ausstehende Löhne einzufordern und bei einem unserer anderen Partner eine neue Beschäftigung zu finden.
  • In Zusammenarbeit mit einer anderen Modemarke haben wir bei einem Lieferanten nach viel Überzeugungsarbeit und Gesprächen vor Ort erreicht, dass Management und Gewerkschaft wieder gut zusammenarbeiten – obwohl das Vertrauen zwischen ihnen zuvor vollkommen zerstört war. Wie das gelungen ist und warum wir zunehmend stärker auf die Kooperation mit anderen Marken setzen, erfahrt ihr hier.
  • Obwohl wir schon bei unseren Bestellungen darauf achten, dass unsere Aufträge bei den Partnern nicht zu Überstunden führen, haben wir aus einigen Betrieben Beschwerden diesbezüglich erhalten. Daraufhin haben wir die betroffenen Lieferanten in China und in der Türkei besucht, um gemeinsam die Ursache für die Überstunden zu prüfen. Obwohl diese nicht durch unsere Aufträge verursacht wurden, haben wir die Unternehmen dabei unterstützt ihre Zeitprobleme zu lösen – z.B. durch Verbesserung der Arbeitsorganisation und eine intensivere Ausbildung der Arbeiter.

Verlust des Leader-Status.

Strickmaschinenführerin Angela fertigt Socken in Deutschland
Matthias führt einen deutschen Partnerbetrieb in dritter Generation
Vanda ist seit über 50 Jahren Bandleiterin in Litauen

Warum wir trotz vieler erfolgreicher Maßnahmen diese Jahr nicht als Leader ausgezeichnet wurden? Weil im Brand Performance Check 2016 ein altes Bewertungskriterium deutlich stärker gewichtet wurde, als noch im Jahr zuvor. Dabei geht es um die Kontrolle der Lieferanten durch persönliche Besuche. Eines vorab: Unser Team der Corporate Responsibility und unsere Einkäufer sind auch 2016 viel gereist und haben 63% aller unserer Lieferanten besucht. Aber um die Anforderung des Brand Performance Check 2016 zu erfüllen, hätten wir in den letzten drei Jahren auch jeden Lieferanten besuchen müssen, der sich in einem Niedrig-Risikoland befindet – eine Anforderung, der wir ohne Vorlauf nicht entsprechen konnten. Denn im überprüften Jahr befanden sich 71(!) unserer Lieferanten in einem Niedrig-Risikoland – weil uns faire Produktionsbedingungen und kurze Wege so wichtig sind. Als Niedrig-Risikoland gelten dabei alle EU-Länder außer Bulgarien und Rumänien. Weil man davon ausgeht, dass dort die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte in der Regel gut durch den Gesetzgeber kontrolliert wird – worauf man sich in Ländern mit höherem Risiko nicht verlassen kann.

"Schwerpunkt unserer Anstrengungen ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in sogenannten Risikoländern, in denen eine größere Diskrepanz zwischen Arbeiterrechten und deren tatsächlichen Umsetzung besteht.“ Elisabeth Schmidt, CSR Managerin Sozialstandards
Brand Performance Check
Elisabeth, unsere CSR Managerin für Sozialstandards, bei einem Betriebsbesuch
Brand Performance Check
Näherin bei einem deutschen Partnerbetrieb

Natürlich sind wir auch mit unseren Lieferanten in den Niedrig-Risikoländern – wie z.B. unseren 23 deutschen Produzenten – in ständigem Kontakt: Neben zahlreichen Betriebsbesuchen machen wir  regelmäßige Abfragen über die Arbeitsbedingungen, unsere Sozialstandards hängen aus und natürlich besprechen wir die spezifischen Anforderungen bei Treffen in unserem Haus oder auf Messen. Außerdem unterscheiden wir auch innerhalb Europas nach Ländern mit einem größeren Risiko für Regelverstöße – und waren daher auch im geprüften Zeitraum bei mehreren Partnern in Italien und Portugal vor Ort.

Übrigens: Für den nächsten Brand Performance Check 2017 hat die FWF ihre Bewertungskriterien geändert. So wurde der Punkt, der uns dieses Jahr den Leader-Status gekostet hat, abgewandelt: Ab sofort genügt es, wenn Betriebe in Niedrig-Risikoländern „regelmäßig“ besucht werden. Doch egal, wie sich die Bewertung ändert, an unserer Arbeit ändert sich nichts. Denn wir setzen uns weiterhin mit aller Kraft dafür ein, durch Trainings und Kontrollen die Arbeitsbedingungen zu verbessern – und zwar in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern, weil wir gemeinsam Verantwortung übernehmen.

Brand Performance Check Mitarbeiterinnen eines bosnischen Partners beim hessnatur Awareness-Training
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