#Nachgefragt

Was ist der Unterschied zwischen Mindestlohn und existenzsicherndem Lohn?

Beide Begriffe tauchen im Kontext weltweiter Arbeitsbedingungen immer wieder auf. Doch was verbirgt sich dahinter und worin unterscheiden sich die beiden Lohnarten? Wir erklären, wo sie sich herleiten und was sie für die Arbeitnehmer in der weltweiten Textilindustrie bedeuten.

Tatsächlich gibt es weder für den Mindestlohn noch für den existenzsichernden Lohn eine allgemeingültige Berechnung. Der Mindestlohn wird von der entsprechenden Regierung gesetzlich festgelegt. Das Problem: In manchen Ländern liegt er unter der von der Weltbank definierten Armutsgrenze von etwa 1,90 US-Dollar am Tag. Der Mindestlohn garantiert also kein menschenwürdiges Leben.

Genau das soll der existenzsichernde Lohn gewährleisten. Er deckt die Grundbedürfnisse Nahrung, Trinkwasser, Wohnraum, Gesundheit, Bildung, Bekleidung, Mobilität, Kinderbetreuung und Rücklagen.

Im besten Fall schließt er einen Einkommensteil zur freien Verfügung mit ein. Was in der Theorie richtig und logisch klingt, ist in der preissensiblen Textilbranche leider ein sehr komplexes Problem.

Aufgrund ihrer niedrigen Preise möchten viele Modehersteller ihre Produktionskosten ebenfalls so gering wie möglich halten. Dafür platzieren sie ihre Aufträge in besonders armen Ländern mit einer sehr niedrigen Lohnstruktur. In diesen Ländern gilt die Textilbranche meist als Einstiegsindustrie und damit als Hoffnungsträger für die wirtschaftliche Zukunft. Bei jedem Versuch, den Mindestlohn in Richtung existenzsicherndem Lohn anzuheben, besteht die Gefahr einer Abwanderung der Modeindustrie in andere Länder mit noch niedrigeren Löhnen.

Wirklich faire Löhne sind also ein komplexes Thema. Eine dauerhafte und weltweite Lohnsteigerung in der Textilbranche kann nur durch den gerecht verteilten Einsatz aller Beteiligten gelingen: Auf der einen Seite müssen die Regierungen und Textilfabriken Löhne garantieren, die ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Auf der anderen Seite müssen Modemarken und ihre Kunden bereit sein, für ihre Textilien einen entsprechenden Preis zu zahlen.

Ein gutes Zeichen, dass sich die Marke eurer Wahl tatsächlich für faire Löhne einsetzt, ist übrigens eine Mitgliedschaft in der Fair Wear Foundation. hessnatur ist 2005 als erstes deutsches Mitglied beigetreten. Mehr zur FWF erfahrt ihr hier oder im Lexikon.

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Kommentare
  • Elen ,

    Ich finde es wirklich schade, dass ihr hier mit Bloggerinnen zusammenarbeitet, die zwar von sich behaupten in „kleinen Schritten“ ihren Lebensweg nachhaltig zu gestalten, aber leider super unauthentisch sind und dazu die meiste Zeit überhaupt nicht über ihren Konsum nachdenken, geschweige denn, außer wenn es dafür Geld gibt, etwas von „Nachhaltigkeit“ erzählen. Liebes Hessnatur-Team bitte schaut doch bei der Auswahl etwas genauer hinter die heile Instagramkulisse und arbeitet auch mit Menschen zusammen, die wirklich zu eurem Konzept passen, sonst kann man den Eindruck gewinnen, dass ihr es gar nicht allzu ernst meint.

    Antworten
    • hessnatur ,

      Liebe Elen, wir arbeiten gern auch mit Bloggern/Bloggerinnen zusammen, die grundsätzlich am Thema Nachhaltigkeit interessiert sind. So können wir eine Community erreichen, die weniger Berührungspunkte mit dem Thema Fair Fashion hat und sind für viele Menschen sichtbar, die sich weniger mit Nachhaltigkeit auseinander setzen. Genau deshalb haben wir die Reihe der #nachgefragt Videos entwickelt: um aufzuklären und zu sensibilisieren. Wir stehen hinter unserer Entscheidung für die Auswahl aller unserer Kooperationspartner. Bevor eine solche Kooperation zustande kommt, sprechen auch wir viel mit den Menschen – immer bei einem persönlichen Treffen oder Telefonat, oft mehrfach. Am wichtigsten ist uns dabei immer der Mensch. Das Internet zeigt uns oft nur Bruchteile vom Leben anderer.
      Herzliche Grüße, dein hessnatur Service Team

      Antworten

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