Offener Brief von Martin Hess

Offener Brief von Martin Hess, Sohn des Gründers von hessnatur, Heinz Hess, anlässlich der Umfrage von GENO EQUITY zum Aufbau einer Initiative zur Gründung eines Konkurrenzunternehmens durch hngeno.

An Alle, die sich vom Leben angezogen fühlen, im Sinne von hessnatur.

Als Sohn der Gründer von hessnatur, Heinz Hess und Dorothea Hess, beziehe ich Stellung zur aktuellen Entwicklung bei hessnatur und dem Missbrauch des Namens Heinz Hess.

Heinz Hess war Visionär, Pionier, Unternehmer aus Leidenschaft und Überzeugung. Er und Dorothea Hess gelang es dank besonderer Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten mit hessnatur eine Marke zu schaffen, die für giftfreie, natürliche Kleidung, ganzheitliches, naturgemäßes Leben, eingebettet in eine gesunde Umwelt und eine gesunde Gesellschaft, natürlich, ökologisch und sozial-fair steht. Diese Werte kann man nicht so einfach für sich beanspruchen, man muss sie sich durch besondere Leistung verdienen.

Aus anfänglicher Sympathie für hnGeno ist eine große Enttäuschung geworden. Der Grund dafür ist der Missbrauch des Namens Heinz Hess, das destruktive Verhalten von hnGeno und die Absicht der Gründung eines Konkurrenzunternehmens von hessnatur. Dieses unmoralische, unsoziale und rechtlich fragwürdige Tun hätte Heinz Hess niemals unterstützt. Das aktuelle Tun der hnGeno hat mit Werten für die Heinz Hess steht nichts gemein.

Trotzdem stellt hnGeno öffentlich einen Bezug zu Heinz Hess und den von ihm verkörperten Werten dar. Es scheint, dass gutgläubige Genossen und deren Einlagen instrumentalisiert werden sollen, um einen aggressiven Kampf im Sinne der Werte von Heinz Hess zu führen. Dies ist nicht richtig und nicht legitim. Es scheint, dass hnGeno eine Konfliktsituation im Unternehmen hessnatur nur deshalb schürt, um den daraus resultierenden und zu verantwortenden Unfrieden zur eigenen Vorteilnahme und vor allem zur einzigen Existenzberechtigung zu nutzen.

Heinz Hess und hessnatur standen aber nicht für Aggression. Hessnatur ist 1976 durch soziale Überzeugung und friedlichen „Protest“ entstanden. Die Gründer wollten in den 70-igern mit hessnatur eine bessere Welt schaffen und keine „Steine werfen“.

Auch ich habe letztes Jahr versucht hessnatur zu erwerben. Doch trotz vorhandener Investoren und Mittel war schnell klar, dass zum Wohle und Fortbestand von hessnatur Liebe und Leidenschaft allein nicht ausreichen, sondern fundiertes unternehmerisches Know how zwingend erforderlich sind. Gerade dann, wenn man sich im Sinne der Kunden für die Qualität und Werte -und nicht nur für den Kommerz- verbürgen will und muss.

Doch nur weil der eigene Versuch eines Erwerbs scheiterte, wäre es nicht im Sinne von Heinz Hess gewesen durch Boykottaufrufe zerstörerisch „Steine auf hessnatur zu werfen“, sondern sich trotzdem für hessnatur zu engagieren. Zum Wohle der Mitarbeiter, der Marke, der Kunden und um nicht zu enden wie die ehemalige Eigentümerin Neckermann. Durch die aktuelle Schädigung von hessnatur hat hngeno keinerlei Referenz abgegeben ein fähiger und sozial-ethisch verantwortungsvoller Eigentümer im Sinne von Heinz Hess sein zu können; im Gegenteil.

Capvis, der Eigentümer von hessnatur, und die heutige Geschäftsführung von hessnatur waren weder Heinz Hess bekannt, noch sind sie es mir. Ganz sicher hätte  Heinz Hess jedoch jeden unterstützt dem es ehrlich um die Werte und Qualität geht für die hessnatur immer stand. Diesem Maß muß sich auch Capvis und die Geschäftsführung zukünftig zum Wohle der Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Produzenten stellen.

Es wäre im Sinne von Heinz Hess, dass alle Beteiligten nach vorne blicken, Konflikte beheben und an einem Strang ziehen. Im Sinne des Erhaltes und Erfolges von hessnatur und der geschaffenen Werte.

Nur dieses Verhalten ist „pro-hessnatur“ und ist im Sinne der Vision von Heinz Hess!

Martin Hess 

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Kommentare
  • Holger ,

    Sehr geehrter Herr Martin Hess,

    auch wenn ich erst seit zwei Jahren Kunde bin, so fühle ich mich doch bereits sehr verbunden mit hessnatur. Auch habe ich mich während den Querelen um die Übernahme durch Carlyle von der hngeno überzeugen lassen und die Idee einer genossenschaftlichen Weiterführung unterstützt.

    Die schlecht kommunizierte Übernahme durch Capvis hat mich dann verunsichert, trotzdem waren wir ein paar Tage später in Butzbach zum „shoppen“. Die überhaupt nicht kommentierte Entlassung von Wolf Lüdge hat mich aber inne halten lassen. Die Umfrage von Hngeno zur Gründung eines Konkurrenzunternehmens habe ich ausgefüllt, jedoch meine Skepsis zum Ausdruck gebracht. Man kann ein solches Unternehmen nicht „mal grad“ aus dem Boden stampfen. Dazu braucht es viele Kontakte und Vertrauen in Lieferanten. Das ist sicherlich ein hartes Stück Arbeit (zumindest wenn man sich mal die Geschichte von Hessnatur durchliest, und ich glaube trotz „Bio“-Welle ist es heute bei den Textilproduzenten nicht wesentlich einfacher).

    Aber auch wenn ich Einkäufe bei Hessnatur im Moment etwas zurückstelle, so habe ich doch die (gesellschaftliche) Verpflichtung übernommen und beim diesjährigen Gospelday („Gospel für eine gerechtere Welt“, siehe http://www.gospelday.de) die netterweise von hessnatur zur Verfügung gestellten zwanzig Kataloge an interessiertes Laufpublikum unseres Flashmobs auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes verteilt. Die Entscheidung bei hessnatur zu kaufen, überlasse ich somit den (hoffentlich) Neukunden.

    Somit fahre ich also zweigleisig: gesellschaftlich stütze ich hessnatur, persönlich halte ich mich im Moment zurück.

    Aber was immer noch fehlt ist eine irgendwie geartete Stellungnahme durch Herrn Sommer oder Capvis. Aus dieser Situation gibt es meiner Meinung nach genau eine Möglichkeit herauszukommen: schonungslose Offenheit!!!

    Das kann ich von Ihnen, Herr Hess, nicht erwarten – sie haben mit Ihrem Brief versucht die Ehre des Names Ihres Vaters zu retten bzw. abzugrenzen, was auch völlig in Ordnung ist.

    Wenn hessnatur jetzt kommunikativ nicht „die Kurve“ bekommt, so befürchte ich, wird hessnatur durch verunsicherte und zurückhaltende Kunden, die ihrerseits wieder andere Kunden verunsichern, extrem geschädigt werden. Ich habe es schon mal geschrieben: ich glaube, dass hier ist ein Präzedenzfall: es gab noch nie den Fall, dass Kunden sich emotional so an eine Firma gebunden fühlten. Und wenn die nun (in welcher Weise auch immer) angekratzt wird, dann tut das jedem einzelnen persönlich weh! Nichts anderes kann ich aus all den Kommentaren rauslesen.

    Klar ist (für mich) aber auch: es schaukelt sich hoch – ob zu Recht oder nicht, dass kann mangels Information über Gründe der Entlassung einerseits und über die echten ethischen Motive von Capvis andererseits derzeit keiner auch nur annähernd bewerten.

    In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass es hessnatur und vor allem Capvis gelingt, die vielen langjährigen Ex-Kunden wieder „zurückzuholen“, damit anschließend die skeptischen kurzjährigen Kunden auch wieder zugreifen. Aber seien Sie gewiss: das ist wirklich harte (Kommunikations-)Arbeit und nicht mit einem Blogeintrag erledigt.

    Es gilt, nicht auf andere zu schimpfen (wie auch immer) sondern die eigenen postiven Seiten zu zeigen (zu nennen) und zu stärken. Auch das ist Fairnes, die Meinung anderer (hngeno etc.) stehen zu lassen und sich selbst zu positionieren – bewerten muss der Kunde. Wenn Capvis versucht, z.B. hngeno oder wir-sind-die-konsumenten.de schlecht zu reden erreicht sie genau das Gegenteil von dem was nötig ist, nämlich Vertrauen zu gewinnen.

    Ob hngeno oder Capvis die Firma hessnatur im Sinne von Ihrem Vater Heinz Hess weiterführt ist an letztlich für die Kunden (und Ex-Kunden) unerheblich, das Bauchgefühl muss aber passen und das ist im Moment nicht der Fall.

    Antworten
  • Fusa Goto-Scheh ,

    Den offenen Brief von Herrn Martin Hess las ich mit befremdlichen Gefühlen.

    esrtens:
    Die Hessnatur-übernahme durch Capvis kam so überraschend, kurzfristig und war intransparent.
    Mir schien es wie eine Nacht-und-nebel-aktion, die über den Kopf von hngeno geschar.
    Auch wenn alles gesetzlich korrekte Aktion seinen soll, mein menschliches Gefühl sagt: Unfair!

    zweitens:
    Die Entlassung des erfolgreichen Geschhäftsführers Herrn Lüdges kam wieder überraschend , kurzfristig und war intransparent.

    Der Erfolg von hessnatur in den vergangenen Jahren, geführt von Herrn Lüdge, ist der beste Beweis dafür, dass Herr Lüdge über „fundietes,unternehmerisches Knou-How“ verfügt.
    Also warum die Entlassug, warum keine Erklärung dafür, ist das transparent und fair?

    schließlich:
    Ich war eine begeisterte Kundin von hessnatur, nicht weil es „hessnatur“ heißt und nicht der Firmengrunder Heinz Hess heißt, sondern weil ich mich mit der Firmenphilosophie
    identifizieren konnte.
    Ich wollte nicht bei einer Firma Sachen kaufen,deren Geschäftsführer bestens mit Umsatzzahlen, Personalkosten ,Herstellungskosten und sonst welchen Zahlen umgehen kann, wobei deren aber das Wort „Menschlichkeit“ fremd ist.

    Nun fühle ich mich gezwungen ,nach anderer Firmen zu suchen, die meinen Vorstellungen von Ökologischer und sozialer Gerechtigkeit entsprechen.
    Sehr schade!!!

    F. Goto (frau)

    Antworten
  • ein Freund von hessnatur ,

    Sehr geehrter Herr Martin Hess,

    seit über 20 Jahren bin ich Kunde von hessnatur. Ich glaube, man kann sagen, dass ich mit dem Unternehmen verbunden bin. Ich fühle mich jedenfalls mit hessnatur verbunden und bin (noch?) kein hngeno-Mitglied.

    Da ich Ihren Namen nur in Zusammenhang mit der Tatsache gehört habe, dass Sie der Sohn von Heinz Hess sind, würde ich es begrüßen, wenn Sie sich etwas detaillierter vorstellen. Ich wüsste gerne, ob sie auch im Unternehmen hessnatur gearbeitet haben, an welcher Stelle und wie lange oder in welchem Unternehmen sie tätig sind oder waren – oder das, was Sie noch erwähnenswert finden.

    Ich gebe Ihnen Recht: mit dem Namen Ihres Vaters sollte man nichts begründen. Ich sehe das allerdings völlig allgemein: „nichts begründen“, damit meine ich weder ein alternatives Unternehmen noch die bedingungslose Unterstützung von hessnatur unter Capvis. Wie Ihr Vater jetzt handeln würde, wissen wir alle nicht.

    Ich kann Ihre Ansichten nicht ganz teilen. Ich habe den mehrfachen Kundenwunsch nach einem „alternativen hessnatur“ nicht als Konkurrenz aufgefasst, sondern als eine Art Rettungsversuch. Die Werte sollten gerettet werden – so habe ich es zumindest aufgefasst. Und ich hatte auch den Eindruck, als sollten alle Mitarbeiter „gerettet“ werden, die vielleicht zu sehr mit dem „alten“ hessnatur verbunden sind und zu dem neuen hessnatur mit Capvis nicht mehr passen (und die dann von Capvis konsequenter Weise nicht mehr erwünscht sind). – Natürlich kann ich nicht hinter die Worte sehen und es könnte sein, dass nicht jeder die gleichen Beweggründe hat. Und ich bin nicht hngeno-Mitglied und erhalte daher vielleicht auch nicht jede Info.

    Meiner Ansicht nach passt die Unternehmensstrategie von Capvis nicht zu hessnatur. Und alles, was ich bisher über Herrn Sommer gehört und gelesen habe, passt auch nicht. Wenn ich nun nicht mehr bestelle, so liegt es nicht an hessnatur sondern an dem neuen Besitzer, den ich mit Bestellungen mitfinanzieren würde. Capvis ist sozusagen ein anderes System als das, in dem hessnatur vorher war. Es ist kein Steine werfen, was traurige derzeit ehemalige Kunden machen. Es ist die bewusste und schmerzhafte Entscheidung, Capvis und Herrn Sommer nicht zu unterstützen. Schmerzhaft ist die Entscheidung, weil ich hessnatur mag und die hessnatur-verbundenen Mitarbeiter dort. Aber das, was ich mit einem Kauf derzeit mitfinanzieren würde, ist für mich untragbar. Da ich es weiß, bin ich umso mehr verantwortlich.

    Hessnatur ist verkauft. Das bedeutet, dass der Name jetzt Capvis gehört und Capvis bestimmt, welcher Weg eingeschlagen wird und wohin das Geld fließt. Soweit wie ich informiert bin, hat Ihr Vater Herrn Lüdge voll vertraut. Das Versprechen, die Richtung einzuhalten, widerspricht meiner Meinung nach dem Rausschmiss (so lese ich es zwischen den Zeilen) von Herrn Lüdge. Ich habe den Eindruck, dass der neue Eigentümer nicht alles Gute bewahrt – ganz allgemein gesprochen. Dadurch ändert sich die Firma. Der Name bleibt.

    Sehr geehrter Herr Hess, Ihr Vater hat großartige Pionierarbeit geleistet und ich bin ihm dankbar für die Waren und die ökologischen und sozialen Standards. Ich denke, er war Vorreiter für viele und sein Andenken bleibt lebendig – ganz gleich was mit der Firma hessnatur geschieht. Wie er jetzt handeln würde, weiß keiner. Es geht auch nicht darum, so zu handeln, dass er es gut finden würde. Wir müssen unser eigenes Handeln mit unserem eigenen Gewissen verantworten.

    Herzliche Grüße mit den besten Wünschen für hessnatur!

    Antworten
  • Chr. Schumacher ,

    Sehr geehrter Herr Martin Hess,

    es ist bedauerlich, dass es Ihnen nicht gelungen ist die Firma, die Ihr Vater mit viel Elan und Einsatz aufgebaut hat, zu übernehmen.

    Aber sind Sie wirklich der Meinung, dass in der aktuellen Situation alle an einem Strang ziehen sollten.? Hess Natur ( Fair Trade ) und Capvis ( Private Equity Gesellschaft ) passt dies zusammen. ? Wohin führt dieser Weg ? Capvis hat doch bereits verlauten lassen, Hess Natur ab 2018 wieder weiterzureichen, sicherlich nicht mit Verlust ! und dann ?
    Wird dies zum Wohle der Mitarbeiter/innen geschehen und im Sinne Ihres Vaters ?

    Und wo bleibt die versprochene Transparenz ?
    Die Geschäftsführung sollte nicht ausgetauscht werden ! Wieso wurde Herr Lüdge vor die Tür gesetzt ? Hat er sich geschäftsschädigend verhalten ?
    Warum wurden wir als Kunden nicht über den Verkauf an Capvis und die Entlassungsgründe von Herrn Lüdge informiert ?

    Für mich als kritische Kundin sind diese Vorgehensweisen nicht akzeptabel und ich kann ihren Vorschlag, dass unter diesen Umständen alle an einem Strang ziehen sollen nicht nachvollziiehen.
    Solange der Strang von Capvis gezogen wird, ist vorausschaubar wo der Weg hinführt.
    Ihr Brief hat mich dahin bestätigt, dass ich umgehend der hnGeno beitreten und Hess- Natur zunächst als Kundin aus der Ferne betrachten werde.

    Und hoffe für die Zukunft , dass bei Hess Natur der .. Fair- Trade.. Gedanke nicht untergeht.
    Übrigens ich bin Kundin seit den 80er Jahren .

    Mit freundlichen Grüßen

    Chr. Schumacher

    Antworten
  • Darko Jacobi-Vozelj ,

    Sehr geehrter Herr Hess,
    wir sind seit etwa 20 Jahren Kunden bei hessnatur und gehören sicherlich zu den „Vielbestellern“. Gerne haben wir den manchmal teureren Preis bezahlt, wußten wir doch, dass
    1. hessnatur transparent und fair mit den Kunden umgeht.
    Ich erinnere an die deutliche Preisreduzierung der T-Shirts vor vielen Jahren durch
    optimierte Logistik. Und
    2. hessnatur nicht nur mit seinen Mitarbeitern in Butzbach unabhängig von der jeweiligen
    Tätigkeitvorbildlich umgeht und beispielsweisezu kreativen Mitarbeitertagen auf der
    Firmenwiese einläd, sondern auch
    3. die Menschen in den Erzeugerländern, sowie während der ganzen Produktionslinie
    wertschätzend behandelt.
    Hierbei sind nicht nur die Bestrebungen in Entwicklungsländern, wie die Vorfinanzierungen
    für Bauern, die ihre Felder auf „öko“ umstellen gemeint, sondern auch das Beziehen von
    Waren aus Werkstätten für Menschen mit Behinderungen.
    Kurz gesagt, hessnatur war ein Vorreiter, lange bevor „bio“ in aller Munde war.
    Wenn ich mir das Portfolio von capvis ansehe und die Entwicklung der durch capvis übernommenen Unternehmen vom Datum der Übernahme bis heute betrachte, kann ich kein Nachhaltiges Unternehmertum feststellen. Bei WMF beispielsweise wurde fast die gesamte Produktion nach China verlagert. Der Umgang mit den Mitarbeitern in Deutschland wurde zunehmend unsozialer, so dass die Gewerkschaften Sturm laufen.
    Eine Gemeinsamkeit der ideellen Werte von capvis und hessnatur kann ich nicht erkennen.
    Daher werde ich, bis auf weiteres auch nicht mehr bei hessnatur einkaufen. Ich möchte nicht, dass die Gewinne (mein Geld) aus Butzbach in die Schweiz verschwinden, sondern wünsche mir dass das Geld etisch korrekt im Sinne von Menschlichkeit und Fairness verwendet wird.
    Obwohl ich auch Anteile von hn-Geno habe, bin ich gegen die Gründung eines Konkurenzunternehmens. Der Firma hessnatur und deren Mitarbeitern wird dieses Vorhaben wenig nützen.
    Ohnehin werden die Umsätze anderer Öko-Anbieter steigen, wenn die boykottierenden Kunden sich nach Alternativen umsehen. Die Firma „grüne Erde“ hat zum Beispiel ihre Bekleidungskollektion aktuell drastisch ausgeweitet.
    Die Gründer der hn-Geno sind für mich ebenso mutige und visionäre Menschen, wie Ihr Vater.
    Sie haben sich nämlich nicht mit der Situation abgegeben, sondern konstruktiv nach Lösungen gesucht. Und das in erster Linie nicht um der Selbst Willen, sondern um hessnatur und damit allen mit diesem Unternehmen verbundenen Menschen zu retten und deren weiteres Leben und Überleben zu sichern.
    Viele Grüße
    Darko Jacobi-Vozelj

    Antworten
  • Esther Groh ,

    Sehr geehrter Herr Martin Hess,

    wie schade, dass es Ihnen nicht gelungen ist, das Unternehmen zu erwerben.

    Und wie legitim, dass Sie sich gegen die Vereinnahmung des Namens Ihres Vaters verwahren. Alle Bestrebungen, nun vielleicht ein neues Unternehmen zu gründen, sollten sich klar davon distanzieren. Sonst haben wir mit einem Mal quasi-religöse Strukturen, die das pseudo-Vermächtnis einer Leitfigur instrumentalisieren, ohne dazu autorisiert zu sein. Was Heinz Hess getan oder gewollt hätte, vermag heute niemand mit Gewißheit zu sagen, sicher sind aber die nächsten Angehörigen am ehesten legitimiert, sich dazu überhaupt zu äußern.

    Sicher auch fragwürdig, ob die wohlmeinenden und vielleicht auch – in der einen oder anderen Richtung – gutgläubigen Kunden mit Kaufzurückhaltung und Meinungsäußerungen über das Ziel hinausgeschossen sind.

    Ich bin selbst Mitglied der Genossenschaft, als Kundin seit 12 Jahren sehr mit HessNatur verbunden und jetzt mehr als irritiert mit der neuen Eigentümer- und Geschäftsführungssituation. Meine Familie und ich lieben HessNatur und wir gehören (oder gehörten) sicherlich zu denjenigen Kunden, die sehr regelmäßig und sehr viel gekauft haben. Nun aber ist die Verunsicherung groß: kann man dem Finanzinvestor die „ethischen“ Unternehmensziele von HessNatur abnehmen? Wie soll die erwartete Rendite erwirtschaftet werden, wenn nicht die Marge erhöht werden soll? Margenerhöhungen ergeben sich aus reduzierten Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette (also im Ursprungsland genauso wie in Butzbach) auf der einen Seite und ggf. Preiserhöhungen auf der anderen Seite. Reduzierte Kosten heißt verminderte Qualität, und zwar nicht nur der Ware sondern auch des Lebens aller Beteiligten.

    Wir waren stets bereit, ein Premium für HessNatur Produkte zu bezahlen, um damit ökologische und soziale Nachhaltigkeit zu finanzieren. Abführung von fixen Gewinnmargen an Finanzinvestoren in Wohlstandsländern gehört nicht dazu.(Wobei man fairerweise sagen muß, dass wir uns vor dem Verkauf an Capvis über die Konzernstruktur, in die HessNatur eingebunden war, auch wenig Gedanken gemacht haben: das Ergebnis war jedenfalls überzeugend und glaubwürdig, denn HessNatur hat über die Jahre konsequent seine ökologische und soziale Orientierung weiterverfolgt und ausgebaut).

    Auch wir kennen Capvis nicht, über Herrn Marc Sommer haben wir dies und das in der Zeitung gelesen. Als prominenter Unterstützer innovativer Nachhaltigkeit ist er öffentlich bisher zumindest nicht aufgefallen – vielleicht wird aus dem Saulus aber noch ein Paulus? Es bleibt die Irritation über den Abgang von Herrn Lüdge, worüber so sensationell wenig öffentlich bekannt ist, dass man geradezu genötigt wird, sich darauf einen eigenen Reim zu machen…

    Das große Thema ist die Glaubwürdigkeit. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ – dieser alte Kinderspruch spiegelt gut wider, wie wir uns langesam ein Bild vom neuen Eigentümer gemacht haben. Anfangs haben wir gehofft, dass die Genossenschaft zum Zuge kommt, dann waren wir enttäuscht, dass anscheinend der Kaufprozeß sehr undurchsichtig verlaufen war (Transparenz, meine Dame und Herren, nutzt immer mehr als sie schaden kann). Danach dachten wir, man müsse natürlich auch einigermaßen vorurteilsfrei den Neuen eine Chance lassen, uns zu zeigen, dass unter dem Schafspelz nur beste Bio Baumwolle steckt. Dass heißt aber nicht, dass man den Wolf gleich schlachten sollte. Homo homini lupus. auch wir haben im Lateinunterricht manchmel aufgepaßt … So sieht sie also aus, die Vertauenswürdigkeit des Investors.

    Liebe Leute: wenn Ihr gute Gründe hattet, den Geschäftsführer zu entlassen, dann teilt sie mit. Ansonsten wird JEDER glauben, Ihr hättet einen Märtyrer gemacht.

    Jedenfalls haben wir uns entschlossen, HessNatur nun vorerst aus der Ferne zu beobachten und haben dies dem Unternehmen auch mitgeteilt und um Löschung der Kindennummer gebeten. Nicht, weil wir wünschen, dass HessNatur zugrunde gehen soll, sondern weil wir mit unserem genauso ethisch wie hedonistisch motiviertem Konsum nicht versehentlich die falschen Leute unterstützen wollen. Und da hat es dieser Finanzinvestor einfach schwer, denn nichts in dessen Unternehmensbiographie weist auf ethisch motiviertes Verhalten hin.
    Dass man mit echtem ethischen Handeln auch unglaublich viel Geld verdienen kann und sich die Idee deshalb für alle lohnt, ohne dass einer der Beteiligten von seinen bisherigen Zielen abweichen müßte, kann ich nicht glauben.
    Jetzt weiterhin bei HessNatur zu kaufen hieße für uns, dem neuen Eigentümer zu kommunizieren, dass wir ihm vertrauen. Dieses Vertrauen hat er aber bisher nicht verdient.

    Wir wünschen uns für die Zukunft, wieder vertrauen zu können, dafür braucht es aber definitiv nicht Worte, sondern Taten (obwohl ein geschickterer, also offenerer Umgang mit Worten dem neuen Eigentümer sicher auch nicht geschadet hätte.)

    Mit freundlichem Gruß
    Esther Groh

    Antworten
  • Stefanie Span ,

    Werter Herr Hess, endlich. Endlich spricht mal Jemand aus, was in unserer Konsumgesellschaft nicht mehr selbstverständlich ist. Herzblut ist unbezahlbar und heutzutage muß man sich leider hart erkämpfen, was Loyalität, Ehrlichkeit und einen traditionsreichen Spürsinn und Feinsinn angeht.
    Ich bedanke mich für dieses offene statement!!! Die Menschen leben in einer oberflächlichen Wegwerfgesellschaft und leider zieht sich dies durch alle Lebensbereiche. Für mich gilt der alte, aber weise Grundsatz: „Wer Altes zerstört, wird das Neue nicht lange behalten.“ Ich hoffe aufrichtig, daß sich hier so Einiges zum Positiven klärt, für Jene, die noch vertrauenswürdig bleiben und allem Widerstand aufrichtig trotzen. Herr Hess, sie haben meinen vollen Respekt. Zeigen Sie weiterhin, was eine Harke ist. Man kann und darf nicht immer betonierte Wege gehen. Natur bedeutet zwar Anpassung, aber auch Durchsetzungsvermögen. Danke für Ihren Einsatz! Wie heißt es so schön? Vertrauen bekommt man geschenkt, Neid muß man sich verdienen-und den bekommt man erst mit einer unschlagbaren Waffe: absoluter AUFRICHTIGKEIT. In diesem Sinne… ich wünsche nicht viel Glück, den hier ist jeder Einzelne gefragt, daß RICHTIGE zu tun und danach zu handeln. Wir kleiden uns ;-)…

    Antworten
  • Monika Dauer ,

    Sehr geehrter Herr Martin Hess,

    Ich bin Ihnen sehr dankbar für diesen offenen Brief. Bei mir war ein reines Gefühl maßgeblich für meine Wahl, indem ich mich gegen die Genossen entschied. Meine Energie geht dahin das Geschäft der Capvis zu unterstützen. Meine Aktivitäten stehen für Ehrlichkeit und Fairness, deshalb habe ich einen Link von hess natur auf meiner Website: http://www.monika-dauer.de und das tue ich, solange mein Vertrauen nicht enttäuscht wird.

    Liebe Grüße,
    Monika Dauer

    Antworten

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