Das Brandschutzabkommen für Bangladesch

Wer diesen Blog verfolgt, erinnert sich vielleicht daran, dass es im August im Frankfurter Nordend eine Podiumsdiskussion zu fairer Bekleidung gab. Dort ging es auch um das Rana Plaza-Unglück in Bangladesch im April 2013, bei dem ein neunstöckiges Gebäude einstürzte, in dem  mehrere Textilfabriken produzierten. Dabei wurden 1133 Menschen getötet und 2438 weitere verletzt. Das Unglück löste weltweit Betroffenheit und Empörung aus.
In der Folge begannen sich Hersteller aus Europa, den USA, Asien und Australien zu einem Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz (Accord) zusammen zu schließen. Im Mai 2013 unterzeichnete auch hessnatur das Abkommen. Hörte sich erst Mal gut an, doch vor kurzem habe ich mich gefragt, was daraus geworden ist.
Ich beschloss also, bei Kristin Heckmann aus dem Bereich Corporate Responsibility nachzufragen, worauf sich die rund 100 Textilunternehmen aus 19 Ländern (Stand 17. Oktober 2013) denn in dem Abkommen festgelegt hätten. Kristin Heckmann war gemeinsam mit Rolf Heimann, dem Leiter des Bereichs Corporate Responsibility bei dem Treffen der Firmenrepräsentanten in Genf dabei.

Kristin erzählte mir, dass sich alle beteiligten Textilunternehmen zunächst dazu verpflichtet hätten, für fünf Jahre mit den Herstellern in Bangladesch zusammenzuarbeiten. Das gebe den Fabriken Planungssicherheit und sei eine realistische Laufzeit, um Maßnahmen umzusetzen.
Dazu gehört eine umfassende Dokumentation. Alle Unternehmen melden die Daten ihrer Produzenten in Bangladesch an Fair Factories Clearinghouse. Die  gemeinnützige Organisation mit Sitz in New York hilft Unternehmen  bei Dokumentation und Datenverarbeitung, um Arbeitsplätze in Fertigungsbetrieben fairer und ethisch korrekt zu gestalten. Die Textillabel, die am Brandschutzabkommen beteiligt sind, melden, wo sie produzieren, wie viele Stockwerke die Fertigungsstätten haben, das Auftragsvolumen usw. Auf Basis dieser verfügbaren Daten können dann Verbesserungsmaßnahmen effizient gestaltet werden. Mit den von Fair Factories Clearinghouse dokumentierten Daten, führt der Accord dann einen Sicherheits-Screen durch, bei dem jedes Gebäude nach Sicherheitskriterien bewertet wird. Es geht um Brandsicherheit, Fluchtwege und Statik. Aber auch allgemeine Gesundheitsaspekte, etwa die Luftzufuhr. Sollten aufgrund dieser Bewertung Betriebe bei der Umrüstung geschlossen werden müssen, können künftig noch Ausfallzahlungen für die Betroffenen Arbeiterinnen vereinbart werden. Die Höhe der Beiträge soll  sich nach dem Umfang der Produktion der einzelnen Unternehmen richten.

hessnatur ist dem Abkommen beigetreten, weil faire Sozialstandards eine Säule unserer Firmenpolitik sind und weil wir uns mit einem so großen und wichtigen Projekt zur Verbesserung für  etwa zwei Millionen Arbeiter-/innen in 1600 Textilbetrieben (Zahlen von UNI global union) solidarisch erklären. Seit 2005 sind wir (erstes deutsches) Mitglied der Fair Wear Foundation und entwickeln unsere Instrumente zur Sicherstellung fairer Produktionsbedingungen bei unseren Herstellern immer weiter.

 

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